Olivenöl Verkostung selbstgemacht

Fast jedes Olivenöl das Sie im Feinkostladen und im Internet kaufen hat in irgend einer Olivenöl Verkostung einen Preis gewonnen. Jedes Jahr werden tausende Olivenöle verkostet und die meisten auch prämiert. Prämierungen und Auszeichnungen sind oft nicht von neutralen Anbietern. Daher sind viele, um nicht zu sagen die Meisten, dieser Verkostungen gar nicht aussagekräftig. Fast jedes teilnehmend Olivenöl bekommt am Ende eine "Silber-" oder "Goldmedaille", denn den diese Verkostungen werden nicht von Verbrauchern, sondern von den teilnehmenden Herstellern bezahlt.

Jeder Hersteller der sein Öl auf einer Fachmesse vorstellt, nimmt meist automatisch an der Prämierung teil. Bei diesen "Olivenöl Verkostungen" gewinnt nicht nur ein einziges Öl sondern es gewinnen "die Bestplatzierten". Das heißt nicht, dass diese Olivenöle nicht gut sind. Es heißt nur: das Ergebnis besagt absolut gar nichts, schon gar nicht ob Ihnen das Öl am Ende schmeckt.

Olivenöl Verkostung Teil 1: der Geruch

Wie beim Wein ist auch beim Olivenöl der Geruch besonders wichtig, weil er entscheidend zum Geschmackserlebnis beiträgt. Um dem Öl möglichst all seine Aromen zu entlocken erwärmen Sie ungefähr 2 Esslöffel Olivenöl mit den Händen in einem Glas (z.B: Sherryglas) auf Körpertemperatur. Schwenken Sie das Olivenöl damit es die Glaswand bedeckt (große Oberfläche) und lassen Sie es dann kurz zugedeckt stehen. So kann Sich das Aroma im Glas sammeln. Riechen Sie nun an dem Olivenöl.

Suchen Sie nach einer Beschreibung für den Geruch. Denken Sie an frische Oliven, an Früchte (z.B. Apfel, Zitrone, oder reife Bananen), oder an den Geruch von Holz und überlegen Sie was Sie riechen. Lassen Sie sich Zeit für die Geruchsprobe.

Olivenöl Verkostung Teil 2: der Geschmack

Entscheidend ist natürlich die Geschmacksprobe. Auch hier sollten Sie sich Zeit lassen. Beginnen Sie mit einer kleinen Menge im Mund um die feinen Nuancen des Öls zu schmecken. Achten Sie auf den Geschmack im vorderen Teil des Mundes, genauso wie auf den Abgang und das Gefühl im Hals.

Pur schmeckt auch gutes Olivenöl oft bitter oder es hat einen pfeffrigen Abgang im Rachen. Versuchen Sie das Öl in Ihrer Vorstellung mit verschiedenen Speisen zu kombinieren. Olivenöl für ein leichtes Salatdressing oder zur Zubereitung von Meeresfrüchten sollte feiner und milder im Geschmack sein. Für Fleisch oder gegrilltes Gemüse eignet sich hingegen ein kräftiges, würzigeres Öl.

Positive Geschmacksnoten bei einer Olivenöl Verkostung

Diese Geschmacksnoten gelten als positiv und sind bei einem guten Olivenöl erwünscht. Wie scharf, bitter und fruchtig Ihr Lieblingsöl ist, können nur Sie selbst entscheiden.

  • Fruchtig: Geruch nach gesunden und frischen, grünen oder reifen Früchten. Ein Olivenöl wird als fruchtig grün oder fruchtig reif bezeichnet, je nachdem ob es nach grünen oder reifen Oliven riecht bzw. schmeckt.
  • Bitter: Elementarer Geschmack, der typisch für Öle aus grünen oder in Reifung befindlichen Oliven ist
  • Scharf: Prickeln das in der gesamten Mundhöhle und insbesondere in der Kehle wahrgenommen wird. Typisch für Olivenöle, die aus sehr frischen grünen Oliven gewonnen werden.

Negative Geschmacksnoten bei einer Olivenöl Verkostung

Diese Geschmacksnoten gelten als negativ und sind bei einem guten Olivenöl absolut unerwünscht. Sie sind ein Hinweis, dass bei der Herstellung geschlampt wurde.

  • Stichig/schlammig: Besonders bei Olivenölen aus Oliven die nicht schnell genug in der Ölmühle weiterverarbeitet wurden und bereits begonnen haben zu gähren, oder bei Öl, das in Fässern zu lange mit Dekantier-Schlämmen in Kontakt war.
  • Modrig-feucht: Typisch für Olivenöle aus Oliven mit Schimmel- und Hefepilzbefall wegen mehrtägiger Lagerung der Früchte unter feuchten Bedingungen.
  • Wein- oder essigartig/sauer-säuerlich: In erster Linie bedingt durch einen aeroben Gärungsprozess der Oliven oder Reste von Olivenpaste in nicht sachgemäß gewaschenen Pressmatten, bei dem Essigsäure, Ethylacetat und Ethanol entstehen.
  • Metallisch: Typisch für Öl, das beim Vermahlen, Pressen oder Lagern lange mit Metall in Kontakt stand.
  • Ranzig: Der ranzige Geruch entsteht durch Oxidation bei Olivenölen durch Kontakt mit Luftsauerstoff, direkter Sonneneinstrahlung oder Wärme.
  • Brandig oder erhitzt: Aufgrund übermäßiger und/oder zu langer Erwärmung bei der Gewinnung. Insbesondere durch unsachgemäße Wärmebehandlung beim Rühren der Olivenpaste.
  • Heuartig-holzig: Oft bei Ölen aus trockenen Oliven.
  • Roh: Typisch für altes Öl, das einen dickflüssigen, pastösen Eindruck hinterlässt.
  • Schmierölartig: Geschmack der an Diesel oder Mineralöl erinnert.
  • Fruchtwasserartig: Bei längerem Kontakt mit Fruchtwasser, das einen Gärungsprozess durchlaufen hat.
  • Lakig: Wenn die Oliven vor der Kaltpressung in Salzlake aufbewahrt wurden.
  • Espartograsartig: Durch den Einsatz neuer "Espartograsmatten" bei der Verpressung der Oliven.
  • Erdig: Bei Öl aus ungewaschenen Oliven denen Erde oder Schlamm anhaftet.
  • Wurmstichig: Oliven mit starkem Befall von Larven der Olivenfliege.
  • Gurkenartig: Durch zu langes Lagern in luftdichten Behältnissen, insbesondere Weißblechdosen, und dem dadurch entstehenden 2,6-Nonadienal.
  • Feuchtes Holz: Durch Frostschäden an den Olivenbäumen.

Europäische Vorschriften für Olivenöl Verkostungen

In Europa ist die Vorgehensweise für die Verkostung und den Geschmackstest von Olivenöl in der EU Verordnung 640/2008 festgelegt:

[Der] Prüfer muss das zu untersuchende Öl zunächst riechen und dann verkosten. Anschließend trägt er auf der 10-cm-Skala in der Profilbeschreibung die Intensität der Wahrnehmung jedes negativen und positiven Attributs ein. Wird das Attribut fruchtig als grün oder reif wahrgenommen, so kreuzt der Prüfer das entsprechende Feld in der Profilbeschreibung an.

Verordnung (EG) Nr. 640/2008

Fazit

Wenn Sie ein wirklich gutes Olivenöl suchen verlassen Sie sich nicht auf Prämierungen und Awards sondern auf Ihren eigenen Geschmack.

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